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ANTARKTIKA




Weltansicht des Philosophen Ambrosius Macrobius (395-423 n. Chr.) in einer Karte von 1483 (GEO Spezial 01/2003)


»Tabulae Rudolphinae: quibus astronomicae ....« von Johannes Kepler, 1571—1630
(NOAA Central Library)


Roald Amundsens Expedition an den geografischen Südpol (14.11.1911)
(Foto: Roald Amundsen / Anne-Christine Jakobsen)


Robert Falcon Scotts Expedition an den geografischen Südpol (18.01.1912)
(Foto: Lt. H.R. Bowers / Popperfoto, London)


Amundsen-Scott South Pole Station (errichtet 1957 / »Dome« seit 1977)
(Foto: USGS / U.S. Geological Survey am 31.12.1983)


Höhenlinien-Grafik der Antarktis, Radarsatellitenaufnahme
(NASA/Goddard Space Flight Center)


Entfernungen der Antarktis zur Südspitze Südamerikas sowie Neuseelands und Australiens.
(NASA/Goddard Space Flight Center)
Einführung

Selbst wenn man etwas noch niemals mit eigenen Augen gesehen hat, schließt dies doch nicht aus, dass es dieses »Etwas« gibt. Dieser Gedanke hatte bereits in der Antike seinen Reiz. Nachdem der griechische Philosoph und Mathematiker Pythagoras im 6. Jahrhundert v. Chr. erkannte, dass die Erde die Gestalt einer Kugel hat, unterteilte sein Landsmann Parmenides von Elea diese in fünf parallele Klimazonen. Auch der griechische Philosoph Aristoteles (384 - 322 v. Chr.) nahm an, dass der Natur eine grundlegende Symmetrie zu eigen sein müsse: Zu der Landmasse, die im Norden unter dem Sternbild des Bären (griech. »arktos«) liegt, müsse es als Gegengewicht eine ausgleichende Landmasse auf der entgegengesetzten Seite (»anti-arktos«) der Kugel geben. Die Idee der Antarktis war geboren. Vierhundert Jahre später greift der römische Geograph Pomponius Mela mit seiner Weltkarte, die einen fiktiven Kontinent im Süden zeigt, die Idee der Antarktis als notwendige ausgleichende Landmasse wieder auf. Der griechische Geograph und Astronom Ptolemäus (87 - 150 n. Chr.), der in Alexandria wirkte, beschreibt in seinem 8-bändigen Werk »Explicatio geographica« den sagenumwobenen unbekannten Kontinent Terra Australis Incognita, der Afrika mit Indien tief im Süden verbinden sollte. Er sollte angeblich fruchtbar und reich, jedoch durch einen Feuergürtel sowie durch Monster vom Rest der Welt getrennt sein. Keiner der antiken Gelehrten hatte dieses Land je zu Gesicht bekommen, doch das hinderte sie nicht, seine Existenz zu behaupten.

Dem Mittelalter kommt der »Sechste Kontinent« nur langsam wieder ins Bewußtsein. 1520, als Magellan Südamerika umrundet, hält er Feuerland fälschlicherweise für die bislang unentdeckte Antarktis. Dieser Irrtum wird später korrigiert durch Francis Drake, der erkennt, daß es sich hier nur um eine vorgelagerte Insel handelt. Durch Zufall wird im Jahr 1599 der Holländer Dirk Gerritsz auf einer Plünderungsfahrt nach Ostindien zum erstenmal einiger vorgelagerter Inseln des sagenumwobenen südlichen Kontinents ansichtig.

Aber »bewusst« (und mit Vorsatz) wird Antarktika erst 1819 von dem russischen Gelehrten Fabian Gottlieb von Bellingshausen gesichtet. Am 26. Januar 1820 kreuzt er den Polarkreis, am 1. Januar 1821 erreicht von Bellingshausen seinen südlichsten Punkt kurz vor dem 70. Breitengrad. Er ist es, der die Peter I.-Insel, sowie die Alexander I.-Insel benennt. Wenn er am 11. Februar 1821 wieder zu seinem Zaren zurückkehrt, wird er die erste Weltumsegelung auf dieser hohen südlichen Breite ausgeführt haben.

Den ersten Versuch, den Südpol selbst zu erreichen, unternimmt in den Jahren 1901-1903 die englische Expedition unter Robert Falcon Scott, die bei 82° südlicher Breite aufgeben muß. Eine weitere englische Expedition (1907-1909) unter Ernest Shackleton scheitert am 09. Januar 1909 nur knapp 180 km vor dem Ziel.

Erreicht wird der Südpol am 14. Dezember 1911 von dem Norweger Roald Amundsen. Scott erreicht kurz danach, am 18. Januar 1912, den Südpol als zweiter, stirbt aber auf dem Rückweg. 1914-1916 bricht Ernest Shackleton erneut auf. Sein Schiff wird im Packeis des Weddellmeeres vor Antarktika, noch bevor er seine »Imperial-Trans-Antarctic Expedition« beginnen kann, zerdrückt. Er schafft es jedoch, die ganze Mannschaft über 20 Monate unter widrigsten Bedingungen durch zwei antarktische Winter zu bringen.

Die bislang größte Antarktis-Expedition mit dem Namen »Operation High Jump« fand 1946 unter Richard Byrd statt. Sie bestand aus 13 Schiffen, 23 Flugzeugen sowie 4700 Soldaten und Wissenschaftler der US-Marine. Der letzte weiße Flecken auf der Landkarte des Planeten wurde dabei zum großen Teil kartografiert. In der Folgezeit richten 12 Nationen auf zahlreichen Expeditionen ca. 40 Forschungsstationen ein und besiedeln die Antarktis an ausgewählten Punkten.

Die fantastischen Vorstellungen der Antike haben sich in handfeste materielle und politische Interessen gewandelt. Doch obwohl der weiße Fleck auf dem Globus schon deutliche Konturen bekommen hat, birgt die Antarktis durchaus noch Geheimnisse. So hofft man unter anderem Hinweise auf die zukünftige Entwicklung des Erdklimas zu finden, dessen Vergangenheit im Archiv einer bis zu vier Kilometer dicken Eisschicht konserviert ist.


Fakten

Was man bislang in der Antarktis vorfand, hat die Superlative der Fantasien bestätigt. Mit einer Durchschnittstemperatur von -50° bis -60° C ist es auf unserem Planeten in der Antarktis mit Abstand am kältesten, etwa 30°C kälter als am Nordpol. Im Juli 1983 wurden bei der russischen Station Vostok -89,6° C gemessen. Die Antarktis ist zugleich der stürmischste Ort der Erde mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h. Mehr als 99% der Oberfläche, dies entspricht in etwa der eineinhalbfachen Größe Europas, sind eisbedeckt. Die Eisschicht ist im Durchschnitt 2.500 m dick, an ihrer dicksten Stelle 4.776 m. Das ist insgesamt drei Viertel des weltweiten Süßwasservorrats; geschmolzen würde diese Eismenge den Meeresspiegel um 60 m ansteigen lassen. Dennoch ist die Antarktis eines der niederschlagsärmsten Gebiete.

Diese extremen Bedingungen erklären die auf Wissenschaftler beschränkte Besiedlung, die in ca. 34 durchgehend besetzten Forschungsstationen leben. Trotz des lebenswidrigen Klimas spricht man von der Antarktis als dem letzten großräumig intakten Ökosystem. Der Kontinent Antarktika ist mehr als 1.000 km von der Spitze Südamerikas entfernt sowie 2.500-3.000 km von Neuseeland und Australien; von Afrika trennen ihn knapp 4.000 km.

»Man stelle sich ein Land vor, so groß wie Australien und Europa zusammen. Sonniger als Kalifornien und doch kälter als das Gefrierfach eines Kühlschranks. Trockener als Arabien und höher als die bergige Schweiz. Leerer als die Sahara. Es gibt nur einen Ort auf der Welt, auf den diese Beschreibung zutrifft. Die Antarktis - dieser fremde, aber wunderschöne Kontinent im untersten Teil der Erde.«
(J. M. Dukert )


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